MAZ 24.04.2007 Kirchenkreis gegen Ute Gandow

24.03.2007

Kirchenkreis lässt Ute Gandow fallen

Buckauerin aus Gemeindekirchenrat Ziesar ausgeschlossen / „Ich habe zu viel gefragt“

FRANK BÜRSTENBINDER

BUCKAU „Eine Besserung ist nicht zu erwarten.“ Der Satz liest sich wie ein psychiatrisches Bulletin über das abgelehnte Gnadengesuch eines Schwerverbrechers. Doch es geht um Ute Gandow, Pfarrfrau, eifrige Spendensammlerin, Retterin des Buckauer Altars und Konzert-Promoterin. Über sie hat der Kreiskirchenrat Elbe-Fläming in Burg ein vernichtendes Urteil gesprochen. Zu Last legen ihr die ehrenamtlichen Vertreter für 146 Orte der Kirchenprovinz Sachsen zwischen Magdeburg und Brandenburg „schwerwiegende Pflichtverletzungen und unwürdiges Verhalten“.

Ute Gandow darf nicht mehr Kirchenälteste sein. Damit verbunden ist der Ausschluss aus dem Gemeindekirchenrat des Kirchspiels Ziesar. Was der Kreiskirchenrat am 17. Januar „endgültig feststellte“, hat das übergeordnete Kirchenamt in Magdeburg bestätigt. „Ein einmaliger Fall“, wie Kirchenkreis-Superintendent Wolfgang Schmidt einräumt. Selbstverständlich habe sich der Kreiskirchenrat seine mit größter Sorgfalt vorbereitete Entscheidung nicht leicht gemacht. Für die zutiefst enttäuschte Ute Gandow alles Unsinn: „Ich habe zu viel gefragt. Das wird mir zum Verhängnis.“ Die 58-Jährige, die seit 1999 mit ihrem Mann Thomas, dem Sektenbeauftragten der berlin-brandenburgischen Landeskirche, in Buckau lebt, wollte wissen, wie es um das Vermögen der Kirchengemeinde Buckau-Dretzen steht. Sie ließ nicht locker, wenn es um den Verbleib der Kollekte und der freiwilligen Buckauer Gemeindebeiträge ging. Der Verweis auf den gemeinsamen Haushalt des Kirchspiels Ziesar genügte ihr nicht. Sie bohrte tiefer, forderte mehr Unterstützung für Kinder- und Seniorenarbeit an der Basis. „Solche Fragen zu stellen war meine Pflicht. So verstehe ich Transparenz, Demokratie und innerkirchliche Mitbestimmung“, so Ute Gandow.

Für die Amtskirche wurde die Älteste zunehmend zum Störfaktor. „Wegen ihrer ständigen Anfragen, die ganze Aktenordner füllen, war eine Arbeitsfähigkeit des Gemeindekirchenrates nicht mehr gegeben. Kreiskirchenrat und Kirchenamt haben auf alle Fragen geantwortet. Doch Frau Gandow hat offenbar eine andere Sicht auf die Dinge“, meint der Superintendent. Den Vorwurf, kleine Kirchengemeinden kämen bei der Geldverteilung zu Gunsten einiger „Leuchttürme“ zu kurz, weist er zurück. Das Ziesaraner Kirchspiel werde vom Kirchenkreis überproportional berücksichtigt. Würde Buckau-Dretzen allein wirtschaften müssen, bliebe ein jährliches Defizit von über 4000 Euro – bedingt durch Kreditlasten für die Kirchendachsanierung, erinnert Schmidt.

Ute Gandow half es nicht, dass ihr der Gemeindekirchenrat Ziesar noch Ende 2006 mit großer Mehrheit das Vertrauen aussprach. Uneingeschränkte Harmonie gab es jedoch auch dort nicht. Es ist ein offenes Geheimnis, dass es Spannungen zwischen Ute Gandow und Gemeindekirchenratsvorsitzende Siglinde Wendt gab. Letztere hält sich aber lieber bedeckt: „Das gehört nicht in die Zeitung.“

Ute Gandow zieht ihre eigenen Konsequenzen. Sie steht für ihre bekannten Kirchenführungen nicht mehr zur Verfügung, sagte alle für 2007 von ihr vorbereiteten Konzerte im Gotteshaus ab.

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