Geisterbaustelle Dorfkirche Buckau MAZ 19.5.2011

Märkische Allgemeine 19.05.2012

Geisterbaustelle Buckau

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12329814/60889#

Landkreis stoppt zum zweiten Mal Bauarbeiten in der Kirche / Programm zum Wandertag muss ausfallen

von Frank Bürstenbinder, MAZ

BUCKAU – Risse durchziehen die Innenwände. Doch von den Maurern ist nichts zu sehen. Draußen am Ostgiebel mit der Fachwerkwand steht ein einsames Gerüst. Die Zimmerer haben eingepackt. Nicht besser erging es den Dachdeckern. Sie legten die Biberschwänze zur Seite. Planen müssen als Notdach herhalten. Auch der Orgelbauer hat keine Arbeit. Pfingsten sollte die Wiedereinweihung des Instrumentes sein. Stattdessen bleibt die Orgel in dicker Plastikfolie eingeschlagen. Buckau hat eine Geisterbaustelle.

Hinter der „Baueinstellungsverfügung“ durch die kreisliche Bauaufsichtsbehörde steckt wieder einmal Dagmar Aehlich. Die Dame von der Denkmalschutzbehörde wirft den Handwerkern vor, ohne ihre Erlaubnis eine Schwammsanierung mit Abbau von Mauerwerk und Putz durchgeführt zu haben. Einen „Ermessensspielraum“ wegen dieser „rechtswidrigen Zustände“ sieht der Landkreis nicht, heißt es in dem Bescheid vom 3. April 2012.

Für Bauleiter André Degenhardt vom Sanierungsbüro IBS ist der Baustopp bei offenem Dach „nicht nachvollziehbar“. Auf der Grundlage eines im April 2011 eingereichten Gutachtens zur Restauration wurde die Untere Denkmalschutzbehörde über alle Arbeitsschritte informiert. Die Protokolle der wöchentlichen Bauberatungen hat auch Aehlich erhalten. Sie selbst kam nie zu den Zusammenkünften. „Sondern erst, als sie die Baustelle stilllegen konnte“, beklagt sich Degenhardt. Der Bauleiter wirft der Denkmalschützerin vor, dass sie es in elf Monaten nicht geschafft habe, das Gutachten zu prüfen: „Leider wird nicht miteinander, sondern gegeneinander gearbeitet.“ Die fachliche Qualität der ausgeführten Arbeiten wird in dem Baustopp übrigens nicht angezweifelt.

Wann es weiter geht, ist unklar. Wohl nicht vor September, denn die Brutzeit der Fledermäuse, die im Gotteshaus ihre Kinderstube haben, hat begonnen. Dafür dringt schon wieder Regenwasser durch das nicht für die Dauer gedachte Foliendach.

Als „irre“ bezeichnet Thomas Gandow, Vorsitzender des Dorfkirchenvereins, den Baustopp. Weil der Landkreis die Muskeln spielen lässt, kann der Verein seine Pläne zur Bereicherung des Deutschen Wandertages im Juni zu den Akten legen. Konzerte, Kirchenführungen und Wandererandachten fallen aus. „Mit dem Baustopp werden Kirchengemeinde, Dorf und Öffentlichkeit mitbestraft und schikaniert durch ein weiteres Jahr sinnloser Aussperrung. Die Schäden werden größer und die Kosten steigen“, beklagte sich Vereinsvorsitzender Gandow bei Landrat Wolfgang Blasig. Doch der verspürt wenig Lust seine Denkmalschützerin zu bremsen. Dafür empfiehlt Blasig dem Verein die Einreichung eines Konzeptes, welches die Sicherheit von Besuchern gewährleistet, bei der Bauaufsichtsbehörde. Doch die gastfreundlichen Buckauer wollen Wanderern keinen Altar unter Plastik, abgedecktes Gestühl und eine verhüllte Orgel zeigen.

2011 hatte der Kreis den ersten Baustopp erlassen, weil Handwerker Risse freilegten, ohne dass Dagmar Aehlich vorher Ja sagte. Für Schlagzeilen in Buckau sorgte die Denkmalschützerin aber schon 2009, als sie gegen Ziesars Amtsdirektor Norbert Bartels ein Bußgeld anordnete. Die Buckauer hatten auf dem Spielplatz neben der Kirche einen Wackelsteg aufgestellt. Die Sache landete vor Gericht, wo der Kreis den Kürzeren zog (MAZ berichtete). (Von Frank Bürstenbinder)

Neuer Regen am 15.5.: Denk mal! Schutz?

Kurzmitteilung

Wind und Regen am 15.5. haben zu neuen Nässeflecken auf der Decke des Chores geführt. (Dachstuhl dort von 1730)
Die behelfsmäßige Plastikplane ist für den nun schon monatelangen, von der UDB Potsdam-Mittelmark  verhängten Baustopp  nicht vorgesehen und nicht ausreichend.
Der Baustopp der UDB Potsdam-Mittelmark verhindert nicht nur die in Buckau geplanten Konzerte und Veranstaltungen  für den Deutschen Wandertag, sondern auch die fachgerechte Dachdeckung zum Schutz vor weiteren Schäden. Fotos vom 16.5.2012:

Die Plane haben wir vor Jahren auf Ratschlag von Frau Meussling vor allem gegen Staub und Dreck auf den Dachboden über dem Altar gelegt. Nach dem Baustopp der UDB steht nun Wasser darauf:

 

Neuer Baustopp in Buckau Ostern 2012

Neuer Baustopp in Buckau 2012

von Thomas Gandow
2. Mai 2012

Für 2012 haben wir im Rahmen des Deutschen Wandertages Führungen in einer „Offenen Kirche“ geplant und für Orgel- und Chorkonzerte bereits feste Verabredungen mit den Musikern getroffen. Wir sind daher mit mehreren Veranstaltungen im offiziellen Programm  des Dt. Wandertages vertreten.  Dazu sollte die Orgel im Herbst 2011 und spätestens im Frühjahr 2012 restauriert werden und Pfingsten 2012 wieder eingeweiht werden.

Seit dem 27. April 2011, drei Tage vor Beendigung des 1. Bauabschnitts von Renovierungsarbeiten an unserer Buckauer Dorfkirche, bestand schon im vorigen Jahr ein Baustopp durch den Denkmalschutz – aus Gründen, die dem Dorfkirchenverein und den Gemeindegliedern nach wie vor offiziell unbekannt sind. Das hat 2011 dazu geführt, daß die Decke im Schiff nach der Schwamm-Sanierung und Dachneudeckung nicht mehr bis zur Fledermausbrutzeit (Beginn: 1. Mai)  geschlossen wurde und so Vögel und Fledermäuse das ganze Jahr über im Kirchenschiff und Chor herumfliegen konnten und ihren Kot z.B. immer wieder auf der Altar-Mensa, dem Altartisch,  hinterlassen haben. –
(Schon einmal waren übrigens  vor 1999 erhebliche Schäden im Chor und am damals offenen Altar-Retabel, dem Altarschrein, durch eine in der Kirche dank Naturschutz hausende Schleiereule verursacht worden.
Das waren üble Kot-Verätzungen an der gotischen Muttergottes und am Kruzifixus – weitere weiße Kotspuren der Schleiereule sind noch heute an einigen Stellen des Chores zu sehen.)

Für die Rettung und Restaurierung des Altarretabels hat unser kleines Dorf vor sechs Jahren mit großem Engagement gespendet und dann hatte die MBS  damals das entscheidende Drittel für die Restaurierung in den Spendentopf gelegt.

Am schadhaften Chordach und der Apsis über unserem wertvollen Altarretabel und den Rissen und Putzschäden im Kirchenschiff durfte durch den Baustopp von 2011  nicht weitergearbeitet werden, auch nicht an den seit vielen Jahren regendurchlässigen Dächern der Turmhäuser, so daß die Arbeiten nicht, wie geplant, schon 2011 abgeschlossen werden konnten.

Anfang des Jahres 2012 hörten wir dann, daß die Arbeiten an Chor und Apsis im März 2012 wieder aufgenommen werden, sodaß im April und Mai auch Orgel und Kirchenschiff restauriert und bis Pfingsten jedenfalls zur Benutzbarkeit fertiggestellt werden sollten. Insofern lagen wir mit unserer Planung für den Wandertag noch gut im Zeitplan.

Jetzt haben wir praktisch unter dem Maibaum erfahren, daß Frau Dr. Aehlich von der UDB des Landkreises nach Ostern, knapp drei Wochen vor dem 1. Mai, wieder einen neuen Baustopp verhängt hat, der nun dazu führen wird, daß erneut bis zum Ende der Fledermauszeit nicht gearbeitet werden kann und die Kirchengemeinde und die Öffentlichkeit ein weiteres Jahr aus ihrem Gottesdienstraum und ihrer Kirche ausgesperrt werden.
Alle Arbeiten, sowohl am Dach wie im Inneren der Kirche ruhen seitdem. Auch wurde die Orgel bisher nicht, wie ursprünglich angekündigt,  zur Restaurierung ausgebaut.
Wenn alles so bleibt, können die Bauvorhaben also bis Juni 2012 nicht erledigt werden, kann die Orgel nicht mehr rechtzeitig restauriert werden und das bedeutet: Wir müssen unsere im Programm des Dt. Wandertages aufgeführten Konzerte, Kirchenführungen und andere Ideen absagen.

Unser über 1000 Jahre altes Dorf – das älteste urkundlich erwähnte Dorf der heutigen Mark Brandenburg – hat für den Wandertag keinen Gasthof, kein Museum und nur eine wichtige Sehenswürdigkeit:  unsere 800 Jahre alte Feldsteinkirche (www.dorfkirche-buckau.de) mit ihren wertvollen Ausstattungsgegenständen: dem gotischen Marienaltar, der gotischen Nischen-Muttergottes, dem ältesten Grabstein der Mark Brandenburg und dem wunderschönen barocken Taufengel. Deswegen kamen in den letzten Jahren viele Touristen, vor allem aus Berlin und Brandenburg, aber auch aus dem Rheinland und besonders aus Flandern, sogar aus dem weiteren Ausland, z.B. aus den USA , Kanada, Argentinien und Rußland zu uns.

Nun ein weiterer Baustopp , der nicht nur den Tourismus beschädigt, sondern Dorf und Gemeinde trifft. Der Baustopp wird dem ungesicherten Vernehmen nach damit begründet, daß Frau Dr. Aehlich zwar vorab informiert wurde über Maurerarbeiten am Fachwerkgiebel des Chores, aber anscheinend noch nicht alle Genehmigungen erteilt hatte.

Ein Baustopp soll eigentlich dazu dienen, den Zweck des Baugenehmigungsverfahrens sicherzustellen, soll aber nicht zur endgültigen Verhinderung des Vorhabens führen.
Aber mit dem Baustopp werden nun Kirchengemeinde, Dorf und Öffentlichkeit mitbestraft und schikaniert durch ein weiteres Jahr sinnloser Aussperrung, so daß mindestens die geplanten Veranstaltungen  für den Wandertag 2012 verhindert werden, denn durch das Timing (Fledermauszeit) könnte erneut für die ganze Sommersaison die Kirche gesperrt sein.

Tatsächlich wird aber durch den Baustopp in der Sache nichts geändert, und schon gar nicht irgendetwas gebessert. Sondern die Arbeiten werden nach Ende des Baustopps genau da weitergeführt werden, wo sie eingestellt werden mußten – genau wie beim letzten Mal.

Nur die Schäden werden sich vergrößert haben: Kronleuchter, Orgel, Kanzel, Gefallenentafeln und gotischer Altarschrein sind nun den zweiten Sommer in Plastik verpackt – bei den extremen Witterungsverhältnissen. Ebenso sind die Kirchenbänke verpackt – nicht unschädlich aber auch unbenutzbar.

Durch den Baustopp entstehen auch noch zusätzliche Kosten und alle Arbeiten verteuern sich immer weiter durch jede Verzögerung.
Allein die Kosten für die Orgelrestaurierung haben sich in den letzten Jahren um über 10.000 €uro erhöht. Der Zinnpreis (Prospektpfeifen)  hat sich seit Mitte des letzten Jahrzehnts ungefähr vervierfacht.

Ein kostenverursachendes Gerüst steht um Chor und Apsis und hat sich seit Ostern zu einem hochgefährlichen Turngerät und Klettergerüst der Dorfjungs entwickelt;
die provisorische Folienabdeckung des Chordaches wird nicht bis zum Herbst halten, sondern schon bei Sommergewittern an seine Belastungsgrenzen kommen.

Wir hatten erwartet, daß der zuständige Denkmalschutz dazu beiträgt, daß unsere Dorfkirche und ihre kostbaren Kunstschätze erhalten, gepflegt und der Allgemeinheit (Wandertag, Touristen) und damit auch den Gemeindegliedern wieder zugänglich werden – wie das Gesetz es vorsieht.

Trotz aller Behinderungen und einer schwierigen innerkirchlichen Situation hat das Dorf und der Freundeskreis stetig weiter für die Dorfkirche Geld gesammelt. Auch unser kleiner Dorfkirchenverein hat seit seiner Gründung 2009 bereits den ordentlichen Betrag von 8000,- €uro für die Restaurierung der Böttcher-Orgel gesammelt. So haben wir in Buckau zusammen über 30.000 €uro gespendet und gesammelt – das ist ungefähr der Betrag, den die Restaurierung gekostet hätte, als die Orgel 2006 auf der Tagesordnung stand.

Der zweimalige Baustopp entmutigt und demotiviert uns nun aber alle in unserem bürgerschaftlichen Engagement und läßt uns auch am Sinn des Denkmalschutzes zweifeln.
Denn der Baustopp führt zu einer weiteren Lähmung der Kirchengemeinde und zur Verhinderung unserer Aktivitäten zum Dt. Wandertag, womit zugleich wichtige touristische und regionalpolitische Anliegen von Landkreis und Bundesland beschädigt werden.

Der Denkmalschutz soll doch der Erhaltung und Pflege unserer Kulturschätze dienen und für die Öffnung unserer Denkmäler für die Öffentlichkeit arbeiten, nicht ihre Unbenutzbarkeit organisieren!