MAZ 30.03.2007 Online-Leserbrief

Online-Leserbrief zu MAZ 24./25.03. : Kirchenkreis lässt Ute Gandow fallen / „Ich habe zuviel gefragt.“

Der Ausschluss einer ehrenamtlichen Kirchenältesten aus dem Gemeindekirchen-rat,die übrigens für unsere Buckauer Dorfkirche ca. 20.000 € in den letzten 7 Jahren an Spenden sammelte, ist ein weiterer Schritt des Superintendenten Schmidt, die kleinen Gemeinden arbeitsunfähig zu machen, obwohl die evange­lische Kirche unaufhörlich Mitglieder verliert. Es ist schlichtweg unverständlich und unglaublich.

Was hat Frau Ute Gandow getan? Sie lebt Demokratie durch freie Meinungsäußerung. Sie spricht direkt ohne Umwege und offen das aus, was die Menschen hier längst denken.

Ich bin dankbar für den pflichtbewußten Einsatz unserer Kirchenältesten Ute Gandow

  • für die Erhaltung unserer Dorfkirche (Kronleuchter, Altar, Türen, Taufengel, Orgel usw.),
  • zur Belebung unserer Kirchengemeinde (Festgottesdienste, Konzerte, Lesungen, Fanmeile, Trödelmärkte usw.),
  • zur Belebung unserer Region durch Tourismus (offene Kirche, Kirchenführungen) und
  • für Transparenz in den finanziellen Angelegenheiten unserer Kirchengemeinde und des Kirchspieles.

Superintendent Schmidt behauptet u. a., Frau Gandow sei Schuld daran, dass die Arbeitsfähigkeit des Gemeindekirchenrates nicht mehr gegeben sei. Dies entspricht nicht der Wahrheit. Beleg dafür sind u. a. die vielen Beschlüsse des Gemeinde-kirchenrates, die Arbeiten, die infolge umgesetzt wurden, Projekte die von Frau Ute Gandow entwickelt und angeschoben wurden.

Unseren Vorwurf, kleine Kirchengemeinden kämen bei der Geldverteilung zu Gunsten einiger „Leuchttürme“ zu kurz, weist Superintendent Schmidt von sich, begründet aber nicht, weshalb,in dem von ihm geführten Kirchenkreis Elbe/Fläming, ein hervorragender ev. Kindergarten in Wusterwitz wegen dem fehlenden Geld für die Feuertreppe schließt,weshalb im 180 Seelendorf Dretzen (Durchschnittsalter 40 Jahre,viele Kinder!) ein Schul- u. Bethaus seit Jahren verfällt, während zur gleichen Zeit für eine fragwürdige und extreme Jugendgruppe in Genthin an die barocke Kirche ein Glas/Beton Neubau angebaut werden soll(Baukosten ca. 500000 €).Leider konnte Superintendent Schmidt auch bis heute nicht klar aufzeigen, wie er zu dem (gegenüber der MAZ) erklärten jährlichen Defizit von 4.000 € kommt, das uns angeblich erwartet, wenn wir uns als Kirchengemeinde Buckau/Dretzen wieder vom Kirchspiel Ziesar trennen. Offen bleibt in diesem Zusammenhang die Frage.: Warum musste unsere Kirchengemeinde einen Kredit zur provisorischen und mangelhaften Reparatur des Daches der Dorfkirche aufnehmen, obwohl sie durch den Verkauf des Buckauer Pfarrhauses über genügend Eigenmittel verfügt? 10.000 € davon stellten wir dem Dretzener Schul- und Bethaus zur Verfügung.
Viele Kirchenmitglieder aus Dretzen sprachen mich auch zum Verbleib ihrer Spenden vor 2005 für das Schul- und Bethaus an. Das kirchliche Verwaltungsamt Burg teilte mir einen Anfangskontostand des Spendenkontos von Null Euro mit.
Herr Schmidt erwähnte leider auch nicht, dass das kirchliche Verwaltungsamt Burg die vollständige Verwaltung unserer ca. 23 ha Pachtflächen übernommen hat. Unserer Kirchengemeinde wurde dadurch die Einnahmequelle und die Kontrolle über die Zahlen entzogen.Wir fordern -durch eine in den nächsten Tagen folgende Unterschriftensammlung- die sofortige Wiedereinsetzung unserer Buckauer Kirchenältesten, Ute Gandow, in ihre Rechte als Mitglied des Gemeindekirchenrats des Kirchspiels Ziesar.
Sylke Schmelzer,Kirchenälteste

MAZ 28.03.2007 Online-Leserbrief zu MAZ vom 24.03.

ChristianBerlin | 28.03.2007, 11:47

Leserbrief zum Beitrag: Kirchenkreis läßt Ute Gandow fallen

Bei näherem Nachdenken kann man zunächst die Verärgerung verstehen, die Frau Gandow mit ihren Fragen auslöste. Offensichtlich meinte sie, einem systematischen Spendenbetrug auf der Spur zu sein.

Dass sie das zumindest glaubte, geht eindeutig aus zwei Sätzen hervor: „Sie ließ nicht locker, wenn es um den Verbleib der Kollekte und der freiwilligen Buckauer Gemeindebeiträge ging. Der Verweis auf den gemeinsamen Haushalt des Kirchspiels Ziesar genügte ihr nicht.“

Tatsächlich ist Frau Gandow hier auf ein kirchengesetzliches Regelungsdefizit gestoßen. Dass es in einem Kirchspiel nur noch einen gemeinsamen Haushalt gibt, ist gesetzlich festgelegt. Das ist Sinn der Sache. Ein gemeinsamer Topf für alle.

Andererseits dürfen freiwillige Spenden nicht zweckentfremdet werden. Wenn Spender glauben, ihr Geld über den Gemeindebeitrag oder die Kollekte für Buckau zu spenden, darf deren Gabe treuhänderisch – und nachprüfbar – auch nur für Buckau verwendet wären; oder man muss sie entsprechend aufklären, bevor sie spenden. Alles andere wäre tatsächlich Spendenbetrug.

Leider enthalten die Kirchengesetze keine klare Verwaltungsvorschrift, wie das in einem Kirchspiel sicherzustellen ist in Sachen „Gemeindebeitrag“ oder beim Kollektenzweck „eigene Gemeinde“.

In der Rundverfügung Nr. 2/91 heißt es zum Gemeindebeitrag nur: „In der Kasse sind die Gemeindebeiträge unter der Haushaltsstelle ‚0282 Gemeindebeitrag‘ zu erfassen.

Als Leser würde man deshalb gern erfahren, ob im Haushalt des Kirchspiels Ziesar nach Gemeinden getrennt mehrere Haushaltsstellen 0282 existieren oder nur eine. Dasselbe gilt für die Kollektengelder mit der Zweckbestimmung „eigene Gemeinde“.

Mit solchen einfachen Fragen hätte die Redaktion für eine Aufklärung der eigentlichen Streitfrage sorgen können. So weiß man leider nicht, wer recht hatte. Und an der Kirche bleibt der Verdacht hängen, dass durch den Ausschluss von Frau Gandow ein treuewidriger Umgang mit Spendengeldern vertuscht werden soll. Wenn dieser Verdacht zu Unrecht besteht, sollte er ein für alle Mal ausgeräumt werden.Solange die Frage nach der zweckentsprechenden Verwendung freiwilliger Gaben aber mit dem „Hinweis auf den gemeinsamen Haushalt“ beantwortet wird, klingt das eher nach dem Eingeständnis ihrer Vermengung. Dann aber sollte das zumindest in Zukunft den Spendern klar gesagt werden.Dass die Leitungsebene der Kirche nicht einmal im Zeitungsbeitrag definitiv für Klarheit sorgen konnte, ob und wie sie die zweckentsprechende Verwendung freiwilliger Gaben sicherstellt, von denen Spender glauben, sie für die Gemeinde Buckau zu geben, ist ein klares Indiz dafür, dass Frau Gandow die richtigen Fragen gestellt hat.

Christian Johnsen, Berlin

MAZ 24.04.2007 Kirchenkreis gegen Ute Gandow

24.03.2007

Kirchenkreis lässt Ute Gandow fallen

Buckauerin aus Gemeindekirchenrat Ziesar ausgeschlossen / „Ich habe zu viel gefragt“

FRANK BÜRSTENBINDER

BUCKAU „Eine Besserung ist nicht zu erwarten.“ Der Satz liest sich wie ein psychiatrisches Bulletin über das abgelehnte Gnadengesuch eines Schwerverbrechers. Doch es geht um Ute Gandow, Pfarrfrau, eifrige Spendensammlerin, Retterin des Buckauer Altars und Konzert-Promoterin. Über sie hat der Kreiskirchenrat Elbe-Fläming in Burg ein vernichtendes Urteil gesprochen. Zu Last legen ihr die ehrenamtlichen Vertreter für 146 Orte der Kirchenprovinz Sachsen zwischen Magdeburg und Brandenburg „schwerwiegende Pflichtverletzungen und unwürdiges Verhalten“.

Ute Gandow darf nicht mehr Kirchenälteste sein. Damit verbunden ist der Ausschluss aus dem Gemeindekirchenrat des Kirchspiels Ziesar. Was der Kreiskirchenrat am 17. Januar „endgültig feststellte“, hat das übergeordnete Kirchenamt in Magdeburg bestätigt. „Ein einmaliger Fall“, wie Kirchenkreis-Superintendent Wolfgang Schmidt einräumt. Selbstverständlich habe sich der Kreiskirchenrat seine mit größter Sorgfalt vorbereitete Entscheidung nicht leicht gemacht. Für die zutiefst enttäuschte Ute Gandow alles Unsinn: „Ich habe zu viel gefragt. Das wird mir zum Verhängnis.“ Die 58-Jährige, die seit 1999 mit ihrem Mann Thomas, dem Sektenbeauftragten der berlin-brandenburgischen Landeskirche, in Buckau lebt, wollte wissen, wie es um das Vermögen der Kirchengemeinde Buckau-Dretzen steht. Sie ließ nicht locker, wenn es um den Verbleib der Kollekte und der freiwilligen Buckauer Gemeindebeiträge ging. Der Verweis auf den gemeinsamen Haushalt des Kirchspiels Ziesar genügte ihr nicht. Sie bohrte tiefer, forderte mehr Unterstützung für Kinder- und Seniorenarbeit an der Basis. „Solche Fragen zu stellen war meine Pflicht. So verstehe ich Transparenz, Demokratie und innerkirchliche Mitbestimmung“, so Ute Gandow.

Für die Amtskirche wurde die Älteste zunehmend zum Störfaktor. „Wegen ihrer ständigen Anfragen, die ganze Aktenordner füllen, war eine Arbeitsfähigkeit des Gemeindekirchenrates nicht mehr gegeben. Kreiskirchenrat und Kirchenamt haben auf alle Fragen geantwortet. Doch Frau Gandow hat offenbar eine andere Sicht auf die Dinge“, meint der Superintendent. Den Vorwurf, kleine Kirchengemeinden kämen bei der Geldverteilung zu Gunsten einiger „Leuchttürme“ zu kurz, weist er zurück. Das Ziesaraner Kirchspiel werde vom Kirchenkreis überproportional berücksichtigt. Würde Buckau-Dretzen allein wirtschaften müssen, bliebe ein jährliches Defizit von über 4000 Euro – bedingt durch Kreditlasten für die Kirchendachsanierung, erinnert Schmidt.

Ute Gandow half es nicht, dass ihr der Gemeindekirchenrat Ziesar noch Ende 2006 mit großer Mehrheit das Vertrauen aussprach. Uneingeschränkte Harmonie gab es jedoch auch dort nicht. Es ist ein offenes Geheimnis, dass es Spannungen zwischen Ute Gandow und Gemeindekirchenratsvorsitzende Siglinde Wendt gab. Letztere hält sich aber lieber bedeckt: „Das gehört nicht in die Zeitung.“

Ute Gandow zieht ihre eigenen Konsequenzen. Sie steht für ihre bekannten Kirchenführungen nicht mehr zur Verfügung, sagte alle für 2007 von ihr vorbereiteten Konzerte im Gotteshaus ab.